Aller Rätsel Lösung liegt im Kontext.
Kontext - ein äusserst hilfreiches Konzept,
das selbst sogenannte Fachleute oft ausser acht lassen. Leider!
Kontext ist ein ausserordentlich (!) wichtiges Konzept,
da vom jeweiligen Kontext nahezu alles abhängt!
Mit dem Wissen um dieses hilfreiche Konzept
können Sie Ihr Leben positiver gestalten.
Was genau bedeutet nun Kontext?
Erklärungen und Beispiele
Flapsige Formulierung - irgendwo gefunden und leicht zu merken:
Dein Kontext ist alles das, was auch dann noch da ist, wenn Du nicht mehr da bist...!
Andere flapsige Formulierung und leicht zu merken:
der Kontext "macht die Musik".
Zu dieser Formulierung finden Sie weiter unten mehr Info.
Jedes (!) Ereignis findet in einem speziellen Kontext statt.
Das ist zum Beispiel
die zeitliche und räumliche Umgebung,
die äußeren Umstände,
der äußere Auslöser.
Diese Ebene der Umwelt enthält alle äußeren Bedingungen,
die auf eine Person einwirken.
Die Phänomene des Kontextes sind äußerlich mit den Sinnen erfahrbar.
Umwelt ist immer sinnlich beschreibbar.
Umwelt kann mit den Fragen "Wo?", "Wann?", "Wer?", "Mit wem?"
in Erfahrung gebracht werden.
Und es gilt der Satz:
für jedes Verhalten
- selbst wenn es als merkwürdig, komisch oder sogar bizarr beschrieben wird -
gibt es mindestens einen Kontext, in dem dieses Verhalten passt, stimmig ist.
Für jedes Verhalten heisst wirklich für jedes.
Zwei Beispiele, eines aus dem klinischen Bereich,
eines aus dem Alltagsleben.............
Ein als verrückt, als schizophren diagnostizierter Mensch
hält sich für Gott oder für Napoleon.
Dann gibt es selbst für dieses bizarre Verhalten
mindestens einen Kontext, in dem es passt, stimmig ist.
Zugegeben - das ist ein sehr extremes Beipiel, aber:
es zeigt Ihnen das Prinzip auf.
Nehmen wir ein anderes Beispiel aus dem alltäglichen Bereich:
ein Arbeitskollege verhält sich in einer Art und Weise,
die von anderen KollegInnen als äussert merkwürdig
beschrieben wird.
Dann gibt es selbst für dieses Verhalten
mindestens einen Kontext, in dem es passt, stimmig ist.
Satzstrukturen:
Typische Sätze beginnen mit "In" oder "Wenn"
oder beziehen sich ausdrücklich auf eine Situation oder einen Rahmen:
Nachts...; Auf dem Golfplatz...; In der Beziehung zu...;
Wenn ich Angst habe...; In der Situation mit ....
Bespiel:
In der Situation mit Albert haben wir das so gemacht,
in der Situation mit Anke haben wir uns aber
für ein anderes Verhalten und eine andere Vorgehensweise entschieden.
Typische Sätze beginnen auch oft mit
Das hängt ganz davon ab, ob...
Je nachdem, ob xxx oder ob yyy vorhanden ist,
entscheiden sich Menschen für das Verhalten aaa oder bbb
Es gibt verschiedene Übersetzungen für Kontext. Merkwort: BUZ
B ezugsrahmen
U mfeld
Z usammenhang
Nur um mit dem Wort Kontext hier ein wenig zu spielen:
BUZ bedeutet in der Sprache der Versicherungsexperten
Berufsunfähigkeitszusatzversicherung.
Anders formuliert:
BUZ bedeutet im Kontext der Versicherungssprache
Berufsunfähigkeitszusatzversicherung.
Ups, schon wieder Kontext.
Hier - im Kontext dieser Betrachtung - ups, schon wieder Kontext, smile -
ist es einfach nur eine Eselsbrücke:
Bezugsrahmen, Umfeld, Zusammenhang.
Man kann auch das Wort Situation als Übersetzung wählen:
In diesem Kontext entschied er sich für .......
= in dieser Situation entschied er sich für ........
Ich selbst benutze oft die Übersetzung Zusammenhang.
PLATO sind die Anfangsbuchstaben für das, was Kontext ist:
Person - oder andere neutrale Person(en)
Location- ein Ort
Activity- Verhalten anderer Personen
Time- Zeit
Object- Gegenstand (auch Tiere oder Pflanzen)
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Durch die folgende kleine Geschichte bekommt man / frau
eine andere Sichtweise auf die Dinge.
Schauen Sie mal.......
Arme Leute
Eines Tages nahm ein Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben.
Vater und Sohn verbrachten einen Tag und eine Nacht auf einer Farm einer sehr armen Familie.
Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn:
“Wie war dieser Ausflug?”
“Sehr interessant!” antwortete der Sohn.
“Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?”
“Oh ja, Vater, das habe ich gesehen.”
“Was hast du also gelernt?” fragte der Vater.
Und der Sohn antwortete:
“Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben
und die Leute auf der Farm haben vier.
Wir haben einen Swimmingpool, der bis zur Mitte unseres Gartens reicht,
und sie haben einen See, der gar nicht mehr aufhört.
Wir haben prächtige Lampen in unserem Garten,
und sie haben die Sterne.
Unsere Terrasse reicht bis zum Vorgarten,
und sie haben den ganzen Horizont.”
Der Vater war sprachlos.
Und der Sohn fügte noch hinzu:
“Danke Vater, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind."
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Mehr Info zum Kontext und zu der etwas flapsigen Formulierung
"Der Kontext macht die Musik",
die Gunther Schmidt sozusagen erfunden hat.....
Kontext ist ein ausserordentlich (!) wichtiges Konzept,
da vom jeweiligen Kontext nahezu alles abhängt!
Zuerst eine kurze Geschichte:
Bayern live oder: die Geschichte von Zenzi und dem Kind
zum Thema: die Frage der Problem-Eigentümerschaft
oder:
wer hat eigentlich weIches Problem in welchem Kontext?
Bäuerin zum Bauern: "Du, die Zenzi kriagt.a Kind!"
Bauer: "Dös is ihr Sach!"
Bäuerin: "Sie sagt aba, dös Kindl is von Dir!"
Bauer: "Dös is mei Sach!"
Bäuerin: "Und was soll i jetzet mochn?"
Bauer: "Dös is dei Sach!"
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Kontext bedeutet wörtlich:
"das, was mit einem Text oder einer Geschichte verbunden ist."
Der Ausdruck Kontext wird in der Systemik
in einem zweifachen Sinn verwendet:
(1) als die Umstände, der Rahmen für ein bestimmtes Ereignis, und
(2) als die Umstände oder der Rahmen,
den eine Person um ein Ereignis herum
MITdenkt oder MITkonstruiert.
(1) In der ersten Begriffs-Verwendung spricht man vom Kontext
der Arbeit, der Partnerschaft, des Sportvereins, usw.
Kontexte kann man in vielen Sprachen beschreiben.
Man kann u.a. biologische (z.B. Lebensgeschichte),
soziologische (z.B. soziale Gruppen) oder
ideologische Kontexte (z.B. Ideensysteme) unterscheiden.
Kontexte sind Lebens-Umstände, Lebens-Bereiche.
Alle Menschen leben in vielen Kontexten, mit vielen Rollen.
Die Systemik betont die
sogenannte "Kontext-Abhängigkeit" des Verhaltens:
in dem EINEN Kontext verhalten sich Menschen
vielleicht mutig oder liebevoll, zB im Kontext der Familie,
in einem ANDEREN Kontext verhalten sie sich dagegen
ängstlich oder aggressiv, zB im Kontext der Arbeitsstelle,
etwa wenn diese Menschen zu ihrem Chef gerufen werden.
Menschen, die in einem Kontext einen Pol (Mut) leben,
leben in einem anderen Kontext den anderen Pol (Angst).
Alle Modelle und Beschreibungen sind als kontext-abhängige
Modelle und Beschreibungen zu verstehen, die
===> keine oder nur sehr eingeschränkte Aussagen
über eine Person als Ganzes erlauben.
(2) In der zweiten Bedeutung bezeichnet der Kontext einer Situation
nicht die "objektiven" Umstände, sondern die subjektive Interpretation,
den subjektiven Rahmen, in den ein Ereignis eingebettet ist.
Die Systemik betont die Wichtigkeit des "subjektiven Kontextes":
"Der Kontext, auf den Menschen reagieren,
ist in der Regel aus ungefähr neun Teilen internaler Erfahrungen
und ungefähr einem Teil externaler Erfahrungen zusammengesetzt".
Wahrnehmen bedeutet, etwas:
einen Satz,
ein bestimmten Ereignis
oder was auch immer
"für wahr zu nehmen",
und das heisst nicht, dass der Satz oder das Ereignis wahr IST.
Wahrnehmen bedeutet auch
einem Satz, einem bestimmten Ereignis oder was auch immer
===> aktiv (!) Bedeutung zu GEBEN oder
===> aktiv (!) Bedeutung ZUZUSCHREIBEN
einen Satz, ein bestimmtes Ereignis oder was auch immer
===> aktiv (!) in einen Kontext zu stellen.
Die Konstruktion eines Kontextes ist ein alltäglicher Prozess
menschlicher Modell-Bildung.
Jeder Kontext, den Menschen für wahr halten,
ist auch ein konstruierter Kontext,
eine Bedeutungs-GEBUNG,
die - jedenfalls im Prinzip - auch ANDERS sein könnte.
Die Systemik geht davon aus,
dass das Verhalten jeder Person
genau dann Sinn "macht",
wenn es im Kontext der (subjektiven!) Realität
dieser Person interpretiert wird.
"Probleme" haben oft mit einem Kontext zu tun.
Probleme können manchmal gelöst werden,
wenn es gelingt, den Kontext zu wechseln
oder einen neuen Kontext innerlich zu konstruieren.
Kontext oder Rahmen heisst im Englischen frame,
einen Kontext oder Rahmen zu schaffen framing.
Methoden der Konstruktion eines NEUEN Rahmens,
einer NEUEN Bedeutung, werden in der Systemik
und im NLP als Reframing bezeichnet.
"Der Kontext macht die Musik"
Dieser etwas flapsig formulierte Satz stammt von
Dr. med. Dipl. Volkswirt Gunter Schmidt Heidelberg.
Er meint damit - etwas präziser formuliert:
je nach dem jeweiligen Kontext
treffen Menschen ihre Entscheidungen und
wählen ihr Verhalten aus.
Dieser so einfach erscheinende Satz impliziert
einige sozusagen "revolutionäre" Erkenntnisse,
z.B. wird damit die ganze Eigenschaftspsychologie
"über den Haufen geworfen",
auch wenn das manche Professoren für Psychologie noch (!) nicht
gemerkt haben.....wir arbeiten daran... mit anderen Worten:
Menschen "haben" nicht irgendwelche Eigenschaften
(man/frau k a n n keine Eigenschaften haben"
- so wie frau/man eine Uhr hat, einen Tisch hat usw.), sondern:
die sogenannten Eigenschaften eines Menschen sind
nichts anderes als je nach Kontext gewähltes Verhalten.
Für Formelliebehaber:
E = Vik
und das bedeutet:
sogenannte (!) Eigenschaft ist gleich (gewähltes) V erhalten i m K ontext.
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Wer sich für diese und andere revolutionäre Ideen interessiert,
dem sei das Buch von Fritz B. Simon empfohlen:
"Meine Psychose, mein Fahrrad und ich"
Genaus so aussergewöhnlich wie der Titel ist der Inhalt
dieses Bestsellers aus dem Carl Auer Systeme Verlag, Heidelberg.
So führt Simon auf Seite 75 ff aus, dass unsere "normale" Vorstellung,
wir könnten sogenannte Informationen übertragen,
nach Maturana und Varela so jedenfalls
nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.
Anders gesagt:
es ist unmöglich, Informationen zu übertragen!
Und was machen wir dann alle andauernd?
Nun, wir senden keine Botschaften und
übertragen keine Informationen,
sondern wir übertragen lediglich Signale.
Simon zeigt auf, dass das Modell "Sender und Empfänger"
nicht nur NICHT nützlich, sondern sogar schädlich ist!
Wir übertragen oder senden eben nicht Nachrichten oder Botschaften,
sondern lediglich Signale, denen der andere dann Bedeutung zuschreibt!
Und DAS ist ein himmelweiter Unterschied!
Eben ein Unterschied, der einen Unterschied macht!
Beispiel von Simon selbst:
wenn eine Sirene mittags ertönt,
dann hören die Menschen dieses Signal,
und sie schreiben dann
diesem Signal eine Bedeutung zu:
Atomkrieg oder Mittagspause?
Also - die Sirene teilt nichts mit, so etwas kann sie gar nicht.
Sie ertönt einfach. Das, und nur das kann sie.
Und die Menschen, also Sie und ich,
schreiben dem Ton eine Bedeutung zu.
Und das können wir nicht nur.
Wir müssen das sogar.
Denn unser Gehirn und unser Nervensystem sind so konstruiert :)